Kurdisch in Schulen

In Deutschland hat jeder Schülerinnen und Schüler das Recht, seine Muttersprache in der Schule zu lernen. Kurdisch (Kurmanci, Sorani oder Kirmanckî/Zazaki) ist eine der Sprachen, die Schüler:innen in der Primar- oder Sekundarstufe lernen können. Der Kurdischunterricht begann 1993 in Bremen und wurde dann auch in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen angeboten. Seit 2019 wird Kurdisch auch an Schulen in Berlin, Brandenburg und Rheinland-Pfalz unterrichtet.

Die Lehrer:innen sagen, dass die Kinder, die den Unterricht besuchen, ihre Muttersprache auf organisierte und systematische Weise lernen und ihre Kultur und Identität besser kennenlernen, und dass die meisten dieser Kinder besser und schneller Deutsch und andere Sprachen lernen. Familien, deren Kinder den Kurdischunterricht besuchen, sagen auch, dass ihre Kinder durch den Kurdischunterricht in der Schule erfolgreicher und selbstbewusster werden. Wissenschaftler:innen, Sprachwissenschaftler:innen und Pädagog:innen bestätigen diese Vorteile des muttersprachlichen Unterrichts. Deshalb richten immer mehr Städte und Schulen Kurdischkurse ein. Der Kurdischunterricht kann jedoch nur beginnen und fortgesetzt werden, wenn die Familien ihre Kinder anmelden.

Leider ist die Zahl der Anmeldungen für Kurdischunterricht im Vergleich zur Gesamtzahl der Kurd:innen in Deutschland sehr gering. Man schätzt, dass in Deutschland mehr als 1 Million Kurd:innen leben. Allein in NRW beträgt die kurdische Bevölkerung rund 600.000. Das bedeutet auch, dass viele kurdische Kinder keine Rechte in ihrer Muttersprache haben.

In Berlin zum Beispiel, wo mehr als 100.000 Kurd:innen leben und viele Schüler:innen mit kurdischem Sprachhintergrund die Schulen besuchen, gab es bis 2019 keinen Kurdischunterricht, obwohl viele kurdische Organisationen, Community-Akteure sowie Eltern dies seit Jahren gefordert haben.

Deshalb haben wir 2015 unter der Begleitung und Koordination von Yekmal e. V. ein Netzwerk mit dem Namen „Kurdisch AG“ gegründet, um gemeinsam mit Institutionen, Vereinen, Lehrkräften, Sprachwissenschaftlern und Familien darauf hinzuwirken, dass der Berliner Senat Kurdischunterricht an Schulen einführt, so wie Türkisch, Arabisch, Polnisch und einige andere Familiensprachen.

Nach verschiedenen Treffen mit politischen Entscheidungsträgern und Bildungsbehörden in Berlin und mit großen Bemühungen hat die 2016 gebildete Berliner Regierungskoalition offiziell das Versprechen abgegeben, Kurdisch in die Liste der Herkunftssprachen aufzunehmen, die an Schulen unterrichtet werden sollen. Daraufhin führte der Berliner Senat 2019 erstmals Kurdischunterricht an Schulen ein.

Danach setzten wir unsere Bemühungen sowohl in Berlin als auch in anderen Städten Deutschlands fort, um das Bewusstsein kurdischer Eltern für den Kurdischunterricht an Schulen zu stärken. Zu diesem Zweck arbeiten wir mit anderen kurdischen Community Organisationen und Elternnetzwerken zusammen, damit mehr Schüler:innen Kurdisch in der Schule lernen können und der Kurdischunterricht an mehr Schulen eingeführt werden kann. Wir unterstützen auch die Kurdischlehrer:innen in Form von Fortbildungsmöglichkeiten, der Entwicklung von Materialien und der Organisation von Veranstaltungen. Darüber hinaus setzen wir unsere Bemühungen fort, den Kurdischunterricht in den Schulen zu stabilisieren, die Herausforderungen und Hindernisse, mit denen kurdische Eltern, Schüler:innen sowie kurdische Kurdischlehrer:innen konfrontiert sind, zu beseitigen und den Status des Kurdischen im deutschen Bildungssystem aufzuwerten. Schließlich arbeiten wir daran, die strukturellen Probleme zu überwinden, die die kurdische Sprache als staatenlose Sprache tiefgreifend beeinträchtigen.